Jahresrückblick

Das Jahr 2022 war für uns ein bewegendes! Der Krieg in der Ukraine, die Folgen der Pandemie, die steigenden Lebensmittelpreise weltweit – es blieb wenig Zeit, um Luft zu holen. Und doch war das Jahr 2022 für uns gefüllt mit kleinen und großen Erfolgsgeschichten. Erfolgsgeschichten, die Hoffnung machen und unsere Idee von einer veränderten, gerechten Welt ein Stück weit Wirklichkeit werden lassen. Ein paar dieser Erfolge wollen wir mit Dir teilen. Viel Spaß beim Lesen!

Drei besondere Erfolgsgeschichten:

Amro und der Roboter – eine Geschichte der Hoffnung

Amro ist zehn Jahre alt. Bis vor wenigen Jahren hat er mit seiner Familie in Syrien gelebt. Doch als der Krieg immer näher gerückt ist, ist die Familie in den Libanon geflohen. Nun ist Amro Schüler an einer der JRS-Schulen in Baalbek. Am Anfang ist es Amro gar nicht leicht gefallen, sich in der Schule zwischen den vielen fremden Kindern zurechtzufinden. Doch als der Kunstlehrer Amros Talent für das Zeichnen entdeckt hat, hat der Junge Selbstbewusstsein gewonnen. Denn das Schulteam ist ganz begeistert von seiner tollen Arbeit.

„Wann immer er ein Wort der Bewunderung und des Lobes von seinen Tutoren hörte, kehrte er voller Zuversicht und neuer Ideen nach Hause zurück, die er umzusetzen sucht“, erklärt seine Mutter glücklich. Mittlerweise zeichnet Amro nicht nur. Er setzt seine Talente vielfältig ein und verbringt viel Zeit damit, Baumaterialien aus dem Müll wiederzuverwerten. Zu seinen bemerkenswertesten Erfindungen gehört ein Bodenreinigungsroboter aus entsorgten Konsolenboxen und Papier, den er steuern kann.

Der Direktor seiner Schule erklärt: „Amro ist einer unserer verborgenen Schätze. (…) Der kleine Erfinder von heute wird in der Welt von morgen groß sein.“

Cecilia mit Stift und Pinsel – eine Geschichte der Zuversicht

Cecilia ist neun Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in einer der informellen Siedlungen am Rande Kapstadts. Der Alltag ist geprägt von Gewalt, Armut, Missbrauch, Kriminalität, Drogen – und fehlenden Perspektiven. Doch zum Glück gibt es für Kinder wie Cecilia einen ganz besonderen Ort, an dem sie sich wohl und sicher fühlen: das Butterfly Art Project. Dort können Jungen und Mädchen ihre Gedanken, Geschichten, Bilder und Träume mit Pinsel und Stift aufs Papier bringen und so das Erlebte verarbeiten. Cecilias Lieblingsfarbe ist Pink.

Angela Katschke ist Kunsttherapeutin im Butterfly Art Project. Sie streicht über ihren Oberkörper, während sie erklärt: „Das Malen regt die ganze Gefühlswelt an. Diese Kinder erleben wahnsinnig viel Gewalt und ganz viele traumatische Erfahrungen. Und dann wird es da drin hart und durch die Malerei kann das alles wieder aufweichen.“

Im Jahr 2022 hat das Projekt deutlich mehr Menschen erreicht als im Vorjahr: Während 2021 rund 6800 Jungen und Mädchen teilgenommen hatten, waren es 2022 bereits 10.200 Kinder. Ein toller Erfolg!

Gabriel Klaasen mit der Wonderbag

Kochen mit dem Wonderbag – eine Geschichte des Wandels

Als Letztes wollen wir Dir von der Wonderbag erzählen: Hitzeperioden, Kälteausbrüche, Überschwemmungen oder Orkane – die Auswirkungen des Klimawandels sind in vielen unserer Projektländer deutlich spürbarer als bei uns in Deutschland. Das hat uns dazu angeregt, den Klimaschutz stärker in unsere Arbeit einzubeziehen und folglich die Klimaorganisation 90by2030 als 2 Euro-Projekt aufzunehmen. Die Organisation besteht zumeist aus jungen Aktivist*innen wie Gabriel Klaasen. Er hat uns im Sommer in Deutschland besucht und im Rahmen mehrerer Veranstaltungen über seine Arbeit gesprochen.

Das Ziel von Gabriel und seinen Mitstreiter*innen von 90by2030 ist es, die südafrikanische Gesellschaft für eine gerechte Energiewende zu inspirieren und zu mobilisieren. Um ihr Ziel zu erreichen, haben die Aktivist*innen zahlreiche Maßnahmen und Programme ins Leben gerufen. Ein Programm heißt: Energy and Water Secure Communities. Es geht konkret um Energiesicherheit und Wassergewinnung. Erstere soll durch sogenannte Wonderbags erzielt werden. Das sind große Baumwollbeutel, die mit Styropor gefüllt sind und in denen man tatsächlich Essen garen kann, sobald der Siedepunkt auf dem Herd erreicht ist.

„Meine Erfahrung mit dem Wonderbag war wirklich erstaunlich. (…) vor allem, weil Energie gespart wird und Nährstoffe nicht verloren gehen“, erklärt Nontando, eine Mithelferin von 90by2030.

Wir freuen uns darauf, weiter mit 90by2030 unterwegs zu sein und gemeinsam einen Beitrag zu mehr Klimagerechtigkeit zu leisten!

Doch wir haben uns nicht nur über die Geschichten von Amro, Cecilia und der Wonderbag gefreut. In allen 2 Euro-Projekten gab es im Jahr 2022 kleine und große Höhepunkte. Ein paar davon wollen wir mit dir teilen:

Ein Ort voller Kreativität 

Das Butterfly Art Project in Kapstadt ist für viele Kinder wie Cecilia ein zweites Zuhause geworden. Die Kinder malen, basteln – und erzählen dabei von Erlebnissen, die ihre kleinen Seelen nicht allein bewältigen können…

Im Jahr 2022 haben 249 Kunsttherapeut*innen in 112 Gemeinden mit 10.219 Kindern gemalt und gebastelt.

Manche Kinder können aufgrund verschiedener (sozialer) Probleme keine Regelschule besuchen. Sie werden im Butterfly Art Project aufgenommen und ganzheitlich gefördert. Sie erfahren den Umgang mit Gleichaltrigen, können sich kreativ ausleben und lernen feste Strukturen und Rituale kennen. Im Jahr 2022 haben 61 Kinder das Angebot angenommen; 49 Kinder sind erfolgreich in eine Regelschule gewechselt.

Schmetterlinge in Neu-Delhi

In Neu-Delhi leben Tausende Kinder und Jugendliche auf der Straße. Ihre Kindheit ist früh zu Ende. Jeden Tag erleben sie Unsicherheit, Gewalt und Missbrauch. Viele müssen arbeiten, um ihre Familien zu unterstützen. Die Sozialarbeiter*innen von Butterflies sind für sie da: Sie gründen mobile Schulen, kümmern sich um die Gesundheit der Jungen und Mädchen, versorgen sie mit Lebensmitteln. Bei Butterflies finden die Kinder einen Raum voll Wärme, Schutz, Spiel und Sport.

Von April 2021 bis Mai 2022 haben die Sozialarbeiter*innen einiges erreicht…

Wer zur Schule geht, kann sein Leben danach selbst in die Hand nehmen. Um möglichst vielen Jungen und Mädchen diese Perspektive zu schenken, haben die Sozialarbeiter*innen…

… mit 646 Kinder gelernt,

… 785 Familien mit Lebensmitteln versorgt (denn ohne eine warme Mahlzeit lernt es sich nicht gut),

… 28 Treffen mit Eltern, Gemeinden und Mitgliedern des Schulverwaltungsausschusses organisiert,

… 79.200 Snacks zur Stärkung der Kinder und Jugendlichen organisiert.

Butterflies setzt auf Sport! Im Team entwickeln die Kinder Selbstbewusstsein. Sie lernen, mit anderen zu kooperieren, Diskussionen zu führen und auszuhalten. Jeden Tag…

…kommen 7.034 Kinder und Jugendliche zum Sport,

… trainieren rund 200 Erzieher*innen und 190 Sportpädagog*innen mit den Jungen und Mädchen.

Kinder im Butterflies-Straßenkinderprojekt in Neu-Delhi, Indien

Viele Straßenkinder erleben Missbrauch und Gewalt. Butterflies will das ändern. Deswegen haben die Sozialarbeiter*innen…

… zu 13 Gesprächsrunden eingeladen, um über Sicherheitsmaßnahmen zu diskutieren,

… 36 Familien besucht und mit den Eltern über Kinderrechte gesprochen,

… 28 Schulungen zu Themen wie Teamfähigkeit, Freundschaft, gute Kommunikation, Aufbau von Selbstvertrauen, Bedeutung von psychischer Gesundheit angeboten,

… 32 Fallbeispiele untersucht und bearbeitet.

Nach der Schule können Jugendliche in Indien eine Ausbildung zum Koch oder zur Köchin.

Mmhhh, lecker! Die Köch*innen der Kochschule von Butterflies bereiten viele traditionelle Gerichte zu. Wenn die Jugendlichen die Schule erfolgreich beendet haben, können sie in der Kochschule ihre Ausbildung beginnen. Im Jahr 2022 haben 21 Köch*innen ihren Abschluss gemacht. Ein toller Erfolg!

Eine gute Idee: Leben auf der Goedgedacht Farm

Ein zweites Zuhause für rund 1000 Kinder und Jugendliche in Kapstadt: die Goedgedacht Farm. Hier wird gespielt, gelernt, gegessen, Sport getrieben und das Leben lieben gelernt. Doch es sind nicht nur Kinder und Jugendliche, die die Farm täglich aufsuchen. Auch (junge) Erwachsene kommen vorbei, um sich in verschiedenen Workshops auf ihr Leben vorzubereiten.

Stolz hält ein Junge einen kleinen Olivenbaum in die Höhe, den er gleich einpflanzen wird.

Auf der Goedgedacht Farm ist jede Altersgruppe willkommen. Für Jugendliche gibt es ein großes Angebot an Spiel, Sport und Kultur.

Das Angebot haben im Jahr 2022 rund 530 Jugendliche wahrgenommen.

Das Leben rund um Kapstadt ist kein einfaches. Viele junge Menschen suchen nach einer Perspektive. Auf der Goedgedacht Farm finden sie Unterstützung.

Rund 40 junge Männer und Frauen haben innerhalb von Workshops gelernt, selbstbewusst nach vorn zu schauen und sich kleine und große Ziele zu setzen.

Die Goedgedacht Farm hat einen riesigen Garten, in dem Olivenbäume wachsen.

Im letzten Jahr konnten 185 Tonnen Oliven geerntet werden – eine beachtliche Summe!

Viele der Frauen in der Gegend rund um die Farm werden früh schwanger. Welche Konsequenzen das hat und worauf sie besonders achten müssen, lernen sie auf der Farm.

In 39 Workshops haben 379 frisch gebackene Mütter und 104 Väter gelernt, was es heißt, Eltern zu sein.

Rund 660 (junge) Erwachsene haben sich innerhalb verschiedener Workshops über Teenager-Schwangerschaften, genderspezifische Gewalt, Elternrolle, Lebenskompetenz und Beziehungen informiert.

Auf die Plätze, fertig…

Los! Das Team von „Vision Jeunesse Nouvesse“, ein 2 Euro-Partnerprojekt in Ruanda, setzt auf Bildung, Sport und Kultur. Tausende Kinder und Jugendliche lernen morgens lesen, schreiben und rechnen, um am Nachmittag das Fußballteam zu verstärken, Theaterstücke einzuüben oder beim Tanzen Selbstbewusstsein zu gewinnen.

Im Jahr 2022 konnten tolle Erfolge erzielt werden:

Durch Akrobatik wird das Selbstbewusstsein der Kinder und Jugendlichen in Ruanda gestärkt.

Das Projekt bietet Alphabetisierungskurse an:

Rund 50 Männer und 130 Frauen haben im letzten Jahr ihren Abschluss in einem der 19 angebotenen Alphabetisierungskurse gemacht.

Das Team von Vision Jeunesse Nouvelle bietet Ausbildungsunterricht in mehreren Berufen an:

Im Jahr 2022 haben 135 junge Erwachsene eine Ausbildung im Projekt abgeschlossen. Sie arbeiten nun als Friseur*in, Schweißer*in oder Näher*in.

Spiel, Sport und Kultur stehen im Projekt im Fokus:

Im Jahr 2022 haben 5582 Jungen und Mädchen an den vielen Angeboten teilgenommen. Sie haben Fußball gespielt, getanzt, Theater geübt etc.

Es ist nicht lang her, das Ruanda ein blutiger Genozid auseinandergerissen hat. Das Projektteam setzt sich für den Frieden ein:

150 Teilnehmer*innen aus 20 Schulen haben diskutiert: Wie können Kinder und Jugendliche zu kritischem Denken sensibilisiert werden, Toleranz lernen und Konfliktkompetenz erlangen?

Endlich wieder Schule!

Im Libanon leben Hunderttausende geflüchtete Familien, die ihre Heimat Syrien verlassen haben. Viele Kinder haben lange Zeit keine Schule besucht. Das Team von JRS will das ändern – mit Erfolg!

Die Lehrkräfte an den JRS Schulen haben in den Jahren 2021/2022 rund 3425 Kinder und Jugendliche unterrichtet und mit einer warmen Mahlzeit versorgt.

Nach dem Schulabschluss geht es weiter: Das Team von JRS bietet verschiedene Ausbildungen an. Rund 30 Frauen und Männer sind nun Friseur*innen. Herzlichen Glückwunsch!

Gemeinsam für das Klima!

Die Klimaaktivist*innen der Organisation 90by2030 machen die Gesellschaft Südafrikas auf den Klimawandel aufmerksam und entwickeln konkrete Gegenmaßnahmen. Um sich Gehör zu verschaffen, braucht es viele Menschen, die mithelfen. Die Aktivist*innen bilden sogenannte YouLead Warriors aus: Jugendliche, die noch zur Schule gehen und sich gleichzeitig für den Klimaschutz stark machen wollen.

In den Jahren 2021/22 haben sich insgesamt 115 junge Menschen rund um Kapstadt zu sogenannten YouLead Warriors ausbilden lassen.

Ihr Ziel: den Weg in eine klimafreundliche Zukunft ebnen!

Lesen, Schreiben, Rechnen

Weit weniger als die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen im Tschad gehen in die Schule. Und nur wenige besuchen eine weiterführende Schule. Vor allem Mädchen sind betroffen. Das Team von Foie et Joie setzt dem etwas entgegen: Es baut Schulen, gründet Bibliotheken, bildet Lehrpersonal aus und bezieht die Eltern ein.

Ende letzten Jahres hat das Team von Foie et Joie tolle Erfolge mit uns geteilt*:

Die Einschulungsrate ist auf über 30% gestiegen. Beachtlich ist, dass ein Drittel aller eingeschulten Kinder Mädchen sind.

Fast 50% besuchen nach der Grundschule auch die weiterführende Schule.

*betrifft die Regionen, wo das Team von Foie et Joie unterwegs ist.

Wir wollen mitreden!

Perspektiven schaffen – das ist das Ziel von „El Culebròn Timbal“, einem Projekt mitten in Buenos Aires. Jeden Tag kommen zahlreiche Kinder, Jugendliche und vor allem junge Erwachsene her. Ihr Wunsch: sich gehört und gesehen fühlen.

Musik, Kunst und Kultur erwecken das Gefühl von echter Teilhabe.

Die Mitarbeiter*innen von El Culebròn Timbal haben 2022…

… Begegnungen geschaffen und nach vielen Jahren ihr erstes Gemeindefest gefeiert,

… das Radioprogramm zusammen mit Jugendlichen ausgearbeitet,

… gesellschaftliche Missstände aufgedeckt und bei den Politiker*innen angeprangert.

Summ, summ, summ

In Laos setzt das 2 Euro-Partnerprojekt Aesbo auf ein kleines Flugtier: die Wildbiene. Das hat viele Vorteile: Die Bäuerinnen und Bauern verdienen sich durch den Honigverkauf etwas dazu und lernen außerdem alles über Biodiversität und Artenvielfalt.

Das Team von Aesbo hat im Jahr 2022 einiges erreicht:

Mittlerweile gibt es 75 Imkergruppen, die aus interessierten Bäuerinnen und Bauern bestehen. Die geben ihr Wissen an andere weiter, sodass die Gruppen im größer werden.

Es gibt 4690 Bienenkolonien, was eine erstaunliche Menge ist.

Die Vielfalt auf den Äckern und Feldern ist erheblich größer geworden. Und Vielfalt auf Feld und Acker bedeutet auch Vielfalt auf den Tellern der Einwohner*innen von Laos.

Kunst gegen die Angst

Die Situation in Myanmar ist angespannt. Das Militärregime führt weiterhin einen rücksichtslosen Kampf gegen die Opposition. Die Konsequenz: In den letzten Jahrzehnten haben zahlreiche Menschen ihre Heimat verloren und sind zu Binnengeflüchteten geworden. Das Airavati-Kunstprojekt bietet vertriebenen Kindern einen sicheren Raum, in dem sie über Erlebnisse sprechen und diese verarbeiten können.

Auch im Jahr 2022 hat das Team vom Airavati-Kunstprojekt einiges geleistet:

Allein im August letzten Jahres besuchte das Projektteam vier Schulen, um dort mit Kindern und Jugendlichen zu malen und zu basteln. 131 Schüler*innen nahmen teil. Viele haben Gewalt und Vertreibung erlebt. Während sie malen, erzählen sie davon, wie sich die nahen Schüsse angehört und wie sich die Angst angefühlt hat.

Tschüss ’22 – Hallo ’23

Das Jahr 2022 war ein besonderes! Trotz vieler Krisen weltweit wurden wir in unserer Überzeugung bestärkt, dass wir gemeinsam einiges bewirken können:

1. dem Klimawandel etwas entgegensetzen

2. Bildungsräume öffnen

3. sichere Orte voller Lebensfreude schaffen

4. Kindern das Kind sein ermöglichen

Wir freuen uns darauf, an die kleinen und großen Erfolge im Jahr 2023 anzuschließen – bist du dabei?